Intern
    Forschergruppe Emotion und Verhalten (DFG)

    Modifikation fazialer Reaktionen auf emotional faziale Gesichtsausdrücke - faziale Mimikry - durch impulsive und reflektive Prozesse

    Modifikation fazialer Reaktionen auf emotional faziale Gesichtsausdrücke - faziale Mimikry - durch impulsive und reflektive Prozesse

    Abstract:

    Dieses Projekt soll mit Hilfe eines psychophysiologischen Ansatzes die Effekte aktueller Ziele und Motive auf faziale Mimikry untersuchen. Die bisher als dürftig zu bezeichnende Datenlage lässt noch keine Aussagen darüber zu, ob und in welcher Weise faziale Mimikry durch aktuell bestehende soziale Motive moduliert werden kann.

    Während einerseits unbewusste Mimikry als allein abhängig von der Einstellung zum Gegenüber - oder, in einem erweiterten Ansatz, von der Valenz des betrachteten Stimulus - charakterisiert wird, wird andererseits ihre Abhängigkeit von motivationalen Prozessen wie aktuellen Zielen oder einem aktivierten Anschlussmotiv betont. Im Sinne des RIM lässt sich der erstgenannte Einflussfaktor als impulsiv charakterisieren, da er auf einer lang bestehenden oder neu erworbenen Assoziation einer Person mit einer Valenz beruht, während der letztgenannte Einflussfaktor impulsiv oder reflektiv sein kann - je nachdem, ob es sich um ein chronisch oder situativ aktiviertes Ziel handelt, welches automatisch das Verhalten steuert, oder um ein reflektiv gefasstes Ziel. Bisher ist nicht klar, ob diese beiden Positionen vereinbar sind, da sie sich auf Ergebnisse von Untersuchungen mit unterschiedlichen unabhängigen und abhängigen Variablen beziehen. In den geplanten Experimenten werden die beiden bisher in der Forschung verfolgten Ansätze kombiniert mit dem Ziel, die Forschung zu fazialer Mimikry zu strukturieren und systematisch Daten zu ihrer Modulation und ihrer Bedeutung im sozialen Kontext zu gewinnen. Auf Seiten der abhängigen Variablen werden die - bereits gut untersuchten - fazialen muskulären Reaktionen auf emotionale Gesichtsausdrücke elektromyografisch gemessen.

    Auf Seiten der unabhängigen Variablen werden die Einstellungen der Probanden zur betrachteten Person sowie ihre aktuellen sozialen Motive durch supraliminal und subliminal dargebotene semantische Stimuli variiert. Die sozialen Motive werden variiert, indem die Probanden einerseits in Richtung Anschluss oder Konkurrenz geprimt werden, andererseits ein explizites Anschluss- oder Konkurrenzziel induziert wird. Es wird erwartet, dass die sowohl bewusst als auch nicht bewusst wahrgenommene Information zu einer Modulation der fazialen Mimikry führt, derart, dass auf Anschluss motivierte Probanden und solche mit einer positiven Einstellung zum Gegenüber im Vergleich zu einer Kontrollbedingung verstärkte faziale Mimikry zeigen, während bei den auf Konkurrenz motivierten Probanden und solchen mit einer negativen Einstellung zum Gegenüber faziale Mimikry vermindert ist oder sogar gegensätzliche muskuläre Reaktionen ausgelöst werden. Schließlich sollen gegenläufige reflektive und impulsive Prozesse ausgelöst und ihr simultaner Einfluss auf faziale Mimikry untersucht werden. Es wird erwartet, dass der impulsive Prozess sich zunächst durchsetzt, da er schneller initiiert werden kann als der reflektive, dass dies aber evtl. im Verlauf der Stimulusdarbietung kippt. In einem für das dritte Projektjahr geplanten Teil sollen die gewonnenen Erkenntnisse auf für die Praxis bedeutsame soziale Phänomene - faziale Reaktionen auf Personen mit entstellenden Gesichtsmerkmalen sowie auf Mitglieder einer Fremdgruppe - angewendet werden.