Soziale Interaktionsprozesse und psychische Gesundheit
Soziale Interaktionen bilden das Fundament unseres vernetzten Lebens und haben einen maßgeblichen Einfluss auf unsere mentale Gesundheit. Aber was macht eine Interaktion heilsam oder belastend? Wann werden zwischenmenschliche Begegnungen zum Risiko für die Psyche?
Diese Fragen treiben unsere Forschungsarbeit an. Wir wollen verstehen, wie soziale Kontakte unsere mentale Gesundheit beeinflussen – vom Alltag bis zu komplexen Konfliktsituationen. Dabei interessiert uns besonders, wie soziale Kontakte und Beziehungen zur Entstehung oder Aufrechterhaltung von psychischen Störungen beitragen. Ebenso untersuchen wir, welche Merkmale von Interaktionen Resilienz fördern und psychisches Wohlbefinden stärken.
Emotionen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie steuern unser Verhalten und werden gleichzeitig selbst durch Interaktionen geformt. Wie reagiert jemand auf Ablehnung? Wie nehmen wir unser Gegenüber wahr? Welche Rolle spielen frühe Lebenserfahrungen? Wir nutzen ein breites Methodenspektrum, um soziale Interaktionen zu erforschen: von klassischen Fragebögen über Verhaltensbeobachtungen, und von Virtual-Reality-Szenarien bis hin zu Smartphone-basierten Alltagsbefragungen.
Ein zusätzlicher Fokus liegt auf den biologischen Prozessen hinter sozialen Begegnungen. Wir untersuchen, wie soziale Interaktionen buchstäblich "unter die Haut gehen" – von Hautleitfähigkeit bis zur Hirnaktivität. Wir wollen verstehen, wie zwischenmenschliche Erlebnisse unsere Gesundheit langfristig prägen.
Mit der Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung schlagen wir Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis – für eine bessere psychische Gesundheit und neue Wege in Prävention und Therapie in einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt.
Bertsch, K., Krauch, M., Stopfer, K., Haeussler, K., Herpertz, S. C., & Gamer, M. (2017). Interpersonal threat sensitivity in borderline personality disorder: an eye-tracking study. Journal of Personality Disorders, 31(5), 647-670. https://doi.org/10.1521/pedi_2017_31_273
Flechsenhar, A., Levine, S. M., Müller, L. E., Herpertz, S. C., & Bertsch, K. (2024). Oxytocin and social learning in socially anxious men and women. Neuropharmacology, 251, 109930. https://doi.org/10.1016/j.neuropharm.2024.109930
Flechsenhar, A., Kanske, P., Krach, S., Korn, C., & Bertsch, K. (2022). The (un) learning of social functions and its significance for mental health. Clinical Psychology Review, 98, 102204. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2022.102204
Heinig, I.*, Weiß, M.*, Hamm, A. O., Hein, G., Hollandt, M., Hoyer, J., ... & Pittig, A. (2024). Exposure traced in daily life: improvements in ecologically assessed social and physical activity following exposure-based psychotherapy for anxiety disorders. Journal of anxiety disorders, 101, 102792. https://doi.org/10.1016/j.janxdis.2023.10279 * shared first authorship
Weiß, M., Gründahl, M., Jachnik, A., & Hein, G. (2023). Who is interacting with whom? Assessing the relationship between personality traits and preferences for interaction partners in real life. Collabra: Psychology, 9(1). https://doi.org/10.1525/collabra.91094