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    Research Group Emotion and Behaviour

    Furcht in virtueller Realität: Perzeptuelle Reize versus furchtbezogene Informationen

    Furcht in virtueller Realität: Perzeptuelle Reize versus furchtbezogene Informationen

    Abstract:

    Furcht- und Angstreaktionen können beim Menschen durch spezifische perzeptuelle Reize, durch Kontextreize sowie durch verbale Informationen ausgelöst werden. Ein direkter Vergleich der Wirkungen dieser drei Auslösebedingungen wäre sehr sinnvoll, die bisher eingesetzten Untersuchungsparadigmen sind aber zu unterschiedlich bzw. wurden für unterschiedliche Störungsbilder entwickelt. Das hier vorgeschlagene Projekt bedient sich der Technologie der Virtuellen Realität (VR), um perzeptuelle Reize und Kontextreize experimentell kontrolliert zu manipulieren und so am Beispiel phobischer Angst zu klären, ob spezifische Furchtreize, furchtrelevante Kontextreize und/oder hohe Risikoerwartungen (manipuliert durch verbale Information) unterschiedliche Furchtreaktionen hervorrufen. Konkret wird erwartet, dass perzeptuell über VR dargebotene phobiespezifische Furchtreize sehr zuverlässig und schnell physiologische Furchtreaktionen auslösen, die vermutlich über direkte Verbindungen zwischen sensorischen Thalamuskernen und Amygdala vermittelt werden. Zusätzliche verbale Information, ob der phobierelevante Reiz tatsächlich da ist oder nicht, moduliert vermutlich über indirekte, kortikale Verbindungen die Amygdalaaktivität und sollte daher die schnelle, initiale Furchtreaktion kaum beeinflussen, aber z. B. die Dauer der Furchtreaktion verkürzen. Dieselbe Information bei gleichzeitigem neutralem perzeptuellem Input über VR sollte zwar ebenfalls Furcht auslösen, diese sollte aber durch ein relatives starkes subjektives Angsterleben bei gleichzeitig relativ spät einsetzenden und schwachen physiologischen Furchtreaktionen charakterisiert sein. Außerdem ist geplant, Unterschiede zwischen Spinnenphobikern, Klaustrophobikern und Sozialphobikern zu untersuchen, wobei wir erwarten, dass die Angstreaktion von Spinnenphobikern stark vom perzeptuellen Input abhängt, die von Sozialphobikern dagegen insbesondere von der verbalen Information.